Die übliche Einteilung der afrikanischen Sprachen unterscheidet Buschmann-, Sudan-, Bantu-, hamitische und semitische Sprachen. Statt Buschmannsprachen sagt man besser Khoisan-Sprachen, um die Zusammengehörigkeit des Hottentottischen mit den Buschmann sprachen zum Ausdruck zu bringen; denn obgleich das Hottentottische hamitische Züge hat und eine Sprache eigenen Charakters ist, sind doch seine nächsten Verwandten die Sprachen der Buschleute. Verwandt sind wahrscheinlich auch die hamitischen und semitischen Sprachen, und man spricht deshalb von einer hamito-semitischen Sprachfamilie. Eine eigenartige Stellung nimmt die unter dem Namen nilotische Sprachen bekannte Gruppe ein. Sie bildet in ihren Lauten, der Wortform, dem grammatischen Aufbau und auch im Wort bestand eine Einheit, die sich von ihrer Umgebung deutlich abhebt Die südliche Gruppe (Bari, Masai, Nandi, Tatoga, etc.) zeigt gewisse von manchen Sprachforschern als hamitisch angesehene Merkmale wie z. B. die Unterscheidung des grammatischen Genus am Pronomen, sie pflegt deshalb als niloto-hamitische der nördlichen niloto-sudanischen (Schilluk, Dinka, Nuer, etc.) gegenübergestellt zu werden. Es ist aber sachlich richtiger, die unleugbar vorhandenen Gemeinsamkeiten zu betonen als die Einheit zu zerreissen und die beiden Gruppen je einer anderen Sprachfamilie zuzuteilen. Dies umsomehr als es zum mindesten zweifelhaft ist, ob die bisherige niloto-hamitische Gruppe wirklich den Hamitensprachen zugerechnet werden darf, und weil der Zusammenhang der niloto-sudanischen Gruppe mit den Sudan-sprachen weniger eng ist als z. B. die Verwandtschaft der west-sudanischen Klassensprachen mit den Bantusprachen.